Staphylococcus saprophyticus

(aus ZCT 4-2004)

 

Staphylococcus saprophyticus (eigentlich S. saprophyticus Subspezies saprophyticus) gehört zu den Koagulase-negativen Staphylokokken (KNS) der S. saprophyticus-Gruppe. Das normale Habitat der Organismen ist nicht vollständig geklärt. Bei einigen jungen Frauen sind die Haut des Perineums und das Rektum mit S. saprophyticus besiedelt.

 

 

Krankheitsbilder


S. saprophyticus spielt vor allem als Erreger von akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen bei jungen Frauen eine Rolle. In dieser Gruppe ist S. saprophyticus mit einem Anteil von 5-20% an allen Organismen nach Escherichia coli der zweithäufigste Erreger. Infektionen treten zumeist post coitum auf.

S. saprophyticus ist zudem für einen Teil der unspezifischen Urethritis bei sexuell aktiven Männern verantwortlich. Als Symptome stehen dysurische Beschwerden im Vordergrund. Pathogenetisch bedeutsam ist, dass S. saprophyticus fähig ist an die Epithelzellen des Urogenitaltraktes zu adhärieren. In Einzelfällen kann es zur Pyelonephritis kommen. Bei komplizierten Harnwegsinfektionen wird er in der Regel als Kolonisationskeim angesehen. Nosokomiale Infektionen kommen praktisch nicht vor.

 

 

Diagnostik


Ein wichtiges Merkmal zur Speziesdifferenzierung ist die Resistenz gegenüber Novobiocin. Novobiocin-empfindliche Stämme gehören zur S. epidermidis-Gruppe, Novobiocin-resistente Stämme (minimale Hemmkonzentration > 1,6 mg/l) zur S. saprophyticus-Gruppe. Novobiocin ist ein Hemmstoff der Gyrase, der als Humanantibiotikum in Deutschland nicht zugelassen ist.

Wie andere KNS sind S. saprophyticus-Stämme häufig resistent gegenüber ß-Lactam-Antibiotika. Nach den Angaben einer europaweiten Studie sind S. saprophyticus-Stämme von Patientinnen mit akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen aber fast immer empfindlich gegenüber Co-trimoxazol (EUSAPRIM u.a.), Trimethoprim (INFECTOTRIMET u.a.) und Chinolonen.

 

 

Antibiotische Therapie


Akute unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei jungen Frauen sprechen im Allgemeinen auf eine Kurzzeittherapie über drei Tage an. Als Wirkstoffe kommen Cotrimoxazol (EUSAPRIM u.a.), Trimethoprim (INFECTOTRIMET u.a.) oder Chinolone der Gruppen I und II, wie z. B. Norfloxacin (BARAZAN, NORFLOHEXAL u.a.), Ciprofloxacin (CIPROBAY URO, CIPROHEXAL u. a.) oder Ofloxacin (TARIVID, OFLOHEXAL u.a.) in Betracht. Der Rückgang der Symptome sollte unter dieser Therapie spätestens nach 48 Stunden erfolgt sein. Andernfalls sind ein Kulturnachweis und weitergehende diagnostische Maßnahmen erforderlich. Die Einmaltherapie mit den genannten Wirkstoffen war in den meisten Studien etwas weniger wirksam als die Kurzzeittherapie über drei Tage.

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