Staphylococcus epidermidis

(aus ZCT 2-2004)

 

Koagulase-negative Staphylokokken (KNS) stellen einen wesentlichen Bestandteil der kommensalen Haut- und Schleimhautflora des Menschen dar. Sie sind klassische Opportunisten, die nur ein geringes pathogenes Potenzial für immunkompetente Menschen besitzen. Staphylococcus epidermidis ist für 70-80% der Infektionen durch KNS verantwortlich.

 

 

Krankheitsbilder


S. epidermidis sind eine häufige Ursache von Infektionen an implantierten Fremdkörpern (intravasale Katheter, Katheter für die kontinuierlich ambulante Peritonealdialyse [CAPD], Liquorshunts, Endoprothesen, künstliche Herzklappen und Gelenke, Herzschrittmacher u. a.).

Die Stämme, die Fremdkörper-assoziierte Infektionen bewirken, stammen meist aus der endogenen Flora der Patienten. Es kommen aber auch exogene nosokomiale Infektionen vor. Über die Pathogenität ist bekannt, dass S. epidermidis-Stämme die Fähigkeit besitzen, an Polymer-Oberflächen zu binden und dort durch Vermehrung und Schleimbildung (Glycocalyx) Biofilme auszubilden. Dieser Vorgang wird in Gegenwart von Matrixproteinen (z. B. Fibrinogen, Fibronektin), die im Makroorganismus die Fremdkörper bedecken, noch verstärkt. Biofilme sind Infektionsherde, von denen Bakterien ins Blut geschwemmt werden und sepsisartige Krankheitsbilder verursachen können.

 

 

Diagnostik


Die aktuelle MiQ-Richtlinie (Qualitätsstandard in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik der Deutschen Gesellschaft für Hygiene & Mikrobiologie) zur Blutkulturdiagnostik stellt fest, dass beim Nachweis von Bakterien der normalen Hautflora wie S. epidermidis der Befund fraglich ist, wenn diese Erreger aus nur einer von mehreren Blutkulturen angezüchtet werden. Andererseits wird anerkannt, dass S. epidermidis besonders bei immunsupprimierten und hämatologisch-onkologischen Patienten schwere Infektionen verursachen kann. Im Hinblick auf die Resistenztestung ist der Nachweis von Oxacillin (Methicillin)-resistenten Stämmen (MRSE) bedeutsam, da diese Stämme nicht mit Beta-Lactamantibiotika behandelt werden können. Aktuell liegt der Anteil von MRSE bezogen auf alle S. epidermidis-Stämme in Deutschland bei ca. 70%.

 

 

Antibiotische Therapie


Generell richtet sich die Therapie nach dem Antibiogramm. Bei Verdacht auf eine Prothesen-Endokarditis durch S. epidermidis sollte aufgrund des hohen Anteils von MRSE die Primärtherapie aber mit einem Glykopeptid (z. B. Vancomycin, VANCO u.a.) in Kombination mit Rifampicin (RIFA u.a.) und/oder einem Aminoglykosid (z. B. Gentamicin, REFOBACIN u.a.) erfolgen.

Fremdkörper-assoziierte Infektionen haben oft einen chronischen Verlauf, weil die in der Tiefe von Biofilmen vorhandenen Bakterienzellen weitgehend vor der Wirkung von Antibiotika sowie dem Immunsystem geschützt sind. In der Regel ist die Entfernung des infizierten Fremdmaterials notwendig.

Eine Thrombophlebitis bei infiziertem Venenkatheter durch S. epidermidis muss immer antibiotisch behandelt werden (z. B. mit Cefazolin (ELZOGRAM u.a.) oder Cefuroxim (ZINACEF u.a.)). Ein besonderes Problem stellen die Infektionen von permanenten Zugängen (Hickman, Port u.a.) dar. Port-Infektionen können durch Instillation von Antibiotika in das System therapiert werden.

Für die gezielte Therapie von MRSE-Infektionen sind Glykopeptide die Mittel der Wahl. Alternativ kommt eine Therapie mit Linezolid (ZYVOXID) oder Quinupristin/Dalfopristin (SYNERCID) in Betracht. Rifampicin darf wegen der raschen Resistenzentwicklung nur in Kombination mit einem anderen MRSE-wirksamen Antibiotikum angewendet werden.
 

Jetzt für den INFEKTIO letter anmelden und regelmäßig per E-Mail Wissenswertes aus Mikrobiologie, Arznei-mittelforschung,Therapie uvm. erhalten.

Informationen für Ärzte und Apotheker zur rationalen Infektionstherapie

Die Zeitschrift für Infektionstherapie (bis 2015: "Zeitschrift für Chemotherapie") erscheint im Jahr 2024 im 45. Jahrgang. Herausgeber und Redaktion sind bemüht, Sie kontinuierlich und aktuell über wichtige Entwicklungen im Bereich der Infektionstherapie zu informieren.

Druckversion | Sitemap
© mhp Verlag GmbH 2023