Proteus Spezies

     (aus ZCT 4-2006)

Morphologie und Kultur

 

Die beiden humanmedizinisch wichtigen Arten der  Proteus Spezies sind Proteus mirabilis und Proteus vulgaris. Nahe verwandte Spezies, die früher ebenfalls der Gattung Proteuszugeordnet waren, sind Morganella morganii, Providencia rettgeri und Providencia stuartii. Die Gattung Proteus gehört zur Familie der EnterobacteriaceaeProteus-Stämme sind stark begeißelt und damit sehr beweglich. Auf festen Kulturmedien können sie „schwärmen“, was sie von anderenEnterobacteriaceae-Arten unterscheidet. Sie tragen Pili (Fimbrien) und sind nicht bekapselt. Die Differenzierung der Arten erfolgt aufgrund der Stoffwechselleistungen. Indol wird von Proteus vulgaris, nicht aber von Proteus mirabilismetabolisiert. Bei beiden Spezies wurde eine Reihe von Antigenen beschrieben.

 

 

Pathogenese und Krankheitsbilder

 

Proteus sind ein natürlicher Bestandteil der Darmflora von gesunden Personen. Darüber hinaus kommen sie als Fäulniserreger im Erdreich und Wasser vor. Die durch sie hervorgerufenen Erkrankungen sind meist Harnwegsinfektionen, seltener systemische Infektionen wie Sepsis, Endokarditis oder Meningitis. Proteus mirabilis wird weitaus häufiger isoliert als Proteus vulgaris. Der Anteil vonProteus mirabilis an akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen kann bis zu 10% betragen. Im Klinikbereich finden sich selten auch multiresistente Stämme.Proteus vulgaris ist vor allem ein Erreger nosokomialer Infektionen.

Bei Harnwegsinfektionen scheint die Fähigkeit der Proteus-Stämme zur Ureasebildung eine Rolle zu spielen. Urease spaltet Harnstoff in Kohlendioxid und Ammoniak. Hierdurch kommt es zu einer Alkalisierung des Urins und in der Folge zu einer teilweisen Zerstörung der Tubulus-Epithelzellen, wodurch Bakterien in das Nierenparenchym gelangen und das Gewebe schädigen können. Proteus vulgaris gilt als ein typischer sekundärer Infektionserreger bei Nekrosen.

 

 

 

Diagnostik und Resistenzsituation

 

Die mikrobiologische Diagnostik erfolgt über die Anzucht aus entsprechenden Untersuchungsmaterialien und die biochemische Identifizierung.

Proteus vulgaris-Stämme sind aufgrund von Betalaktamasebildung von Natur aus resistent gegenüber vielen Betalaktamantibiotika [z. B. Ampicillin (BINOTAL u.a.), Cefuroxim (CEFUROXIM u.a.)]. Ein Teil der Stämme ist auch resistent gegenüber Cephalosporinen der Gruppe 3. Die Betalaktamasen  werden durch Betalaktamase-Inhibitoren gehemmt.

Bei Proteus mirabilis sind nach den Angaben der Resistenzstudie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie jeweils 26% der Stämme gegen Ampicillin und Cotrimoxazol (COTRIM u.a.) und 7-8% gegen Cefuroxim bzw. Fluorchinolone resistent.

 

 

Therapie

 

Als Mittel der Wahl für die kalkulierte Therapie der akuten unkomplizierten Zystitis werden Cotrimoxazol, Fosfomycin-Trometamol (MONURIL u.a.), Pivmecillinam (SELEXID nur in Österreich) sowie Nitrofurantoin (FURADANTIN u.a.) und für die akute unkomplizierte Pyelonephritis Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.) oder Levofloxacin (TAVANIC u.a.) empfohlen. Die Therapie komplizierter Harnwegsinfektionen sollte möglichst nach dem Ergebnis der Empfindlichkeitsprüfung erfolgen. Multiresistente Stämme sind fast immer gegen Carbapeneme [Ertapenem (INVANZ), Imipenem (ZIENAM u.a.), Meropenem (MERONEM)] empfindlich.

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