Listeria monocytogenes

 

 

   (aus ZCT 6-2005)

 

 

Morphologie, Kultur und Zellaufbau

 

Bei Listeria monocytogenes handelt es sich um grampositive Stäbchenbakterien, die sich aerob oder anaerob vermehren können. Die Kultur gelingt am besten auf Blutagar-Platten. Dort bilden sie kleine grauweiße Kolonien, die von einer schmalen b-Hämolysezone umgeben sein können. Listerien sind begeißelt, bilden aber keine Sporen und Kapsel aus. In der Umwelt sind sie weit verbreitet. Sie finden sich insbesondere in tierischen Ausscheidungen, verunreinigtem Wasser und Erdboden. Zum Menschen gelangen sie meistens über die Nahrungskette. Bei ca. 10% gesunder Menschen werden sie im Darm nachgewiesen. Ihre Widerstandsfähigkeit ist vergleichsweise groß. Sie sind relativ resistent gegenüber Hitze und können auch bei niedrigen Temperaturen (4°C) überleben.

 

 

Pathogenese und Krankheitsbilder

 

Listeria monocytogenes ist pathogen für zahlreiche Tierarten. Beim Menschen gibt es kein spezifisches Krankheitsbild. Die Erreger sind klassische Opportunisten. Bei immunkompetenten Patienten verläuft die Infektion zumeist stumm oder mit leichter grippeähnlicher Symptomatik. Dagegen können die Erreger bei Patienten mit Abwehrschwäche schwere Infektionen (v. a. Sepsis, Meningoenzephalitis) verursachen. Die Listeriose während der Schwangerschaft kann zum Abort oder konnataler Listeriose führen. Die Inzidenz schwerer Infektionen wird auf sechs Fälle pro eine Million Einwohner und Jahr geschätzt. Zumeist gehen Infektionen von Rohmilch (Käse), roh geräuchertem Fisch oder Rohwürsten aus. Listeria monocytogenes bildet ein Toxin (Listeriolysin), das auf Blutagar-Platten b-Hämolyse hervorruft (s. o.). Die Virulenz kann jedoch von Stamm zu Stamm variieren. Für die Pathogenese ist das Überleben der Bakterien in Phagozyten und anderen Zellen entscheidend.

 

 

Diagnostik

 

Die Labordiagnose beruht in erster Linie auf dem Erregernachweis durch Kultur. Als Untersuchungsmaterialien sind je nach Lokalisation z. B. Blut, Liquor, Fruchtwasser, Mekonium, Eiter oder Gewebeproben geeignet. Die Kultivierung erfolgt auf Blutagar-Platten oder einem anderen anspruchsvollen Nährmedium. Im mikroskopischen Präparat sind Listerien nur schwer von Pneumokokken und Enterokokken zu unterscheiden.

 

 

Therapie

 

Zur Behandlung kommen vorrangig Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.) und Ampicillin (BINOTAL u.a.) in Betracht. Bei der Listerien-Meningitis erhalten Erwachsene 6-12 g aufgeteilt in drei bis vier Einzeldosen. Bei schweren Infektionen wird in Kombination mit einem Aminoglykosid wie z.B. Gentamicin (REFOBACIN u.a.) behandelt. Zwischen Ampicillin und Gentamicin besteht ein starker Synergismus. Bei einer Penicillin-Allergie wird die Kombination von Gentamicin mit Minocyclin (SKID u.a.) empfohlen, das eine relativ gute Penetration in den Liquorraum aufweist. Cephalosporine sind unwirksam. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Schwere des Krankheitsbildes. Bei der Meningoenzephalitis muss die Therapie aber über mindestens vier Wochen erfolgen.

 

 
 

Jetzt für den INFEKTIO letter anmelden und regelmäßig per E-Mail Wissenswertes aus Mikrobiologie, Arznei-mittelforschung,Therapie uvm. erhalten.

Informationen für Ärzte und Apotheker zur rationalen Infektionstherapie

Die Zeitschrift für Infektionstherapie (bis 2015: "Zeitschrift für Chemotherapie") erscheint im Jahr 2024 im 45. Jahrgang. Herausgeber und Redaktion sind bemüht, Sie kontinuierlich und aktuell über wichtige Entwicklungen im Bereich der Infektionstherapie zu informieren.

Druckversion | Sitemap
© mhp Verlag GmbH 2023