Enterobacter Spezies

    (aus ZCT 3-2006)

Morphologie und Kultur

 

Das Genus Enterobacter gehört zur Familie derEnterobacteriaceae. Es umfasst derzeit 14 Spezies. Die aus human medizinischer Sicht wichtigsten Vertreter sind E. cloacae und E. aerogenes. Die Bakterien können im Verdauungstrakt des Menschen, aber auch freilebend im Boden und Wasser nachgewiesen werden. Ihre Anzüchtung aus Untersuchungsmaterialien auf einfachen Nährmedien ist unkompliziert. Die Kolonien sind groß und schleimig; manche Stämme bilden eine Kapsel. Sie können Glukose und Laktose, aber auch Zitrat als Kohlenstoffquelle verwerten. Schwefelwasserstoff wird nicht gebildet.

 

 

Pathogenese und Krankheitsbilder

 

Enterobacter sind typische Erreger opportunistischer Infektionen. Ausgehend vom Darm des Patienten können sie andere Körperregionen besiedeln und dort schwere Infektionen verursachen. Häufigste Erkrankungen sind Infektionen der Niere und ableitenden Harnwege, Infektionen des Respirationstraktes, Haut- und Weichteilinfektionen sowie Sepsis und Meningitis. Prädisponierende Faktoren sind z. B. Steinleiden oder eine verminderte Infektabwehr. Infektionen über kontaminierte medizinisch-technische Geräte wie Inhalatoren, Luftbefeuchter, Narkosegeräte u.a. sind ebenfalls möglich.

 

 

Diagnostik und Resistenzsituation

 

Der Nachweis von Enterobacter im Rahmen der mikrobiologischen Routinediagnostik erfolgt über die Anzucht aus entsprechenden Untersuchungsmaterialien und die anschließende biochemische Identifizierung.

Enterobacter sind von Natur aus resistent gegenüber zahlreichen Betalaktam-Antibiotika. Ursache der natürlichen Resistenz sind Betalaktamasen, die durch Betalaktamase-Inhibitoren nicht gehemmt werden. In der Resistenzstudie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie aus dem Jahr 2004 waren zudem mehr als 30% der Stämme unempfindlich gegenüber Cephalosporinen der Gruppe 3 [Cefotaxim (CLAFORAN u.a.), Ceftriaxon (ROCEPHIN u.a.), Ceftazidim (FORTUM u.a.)] sowie Piperacillin/Tazobactam (TAZOBAC) und Piperacillin (PIPRIL u.a.)/Sulbactam (COMBACTAM u.a.). Im Gegensatz hierzu stellt sich die Resistenzsituation bei den Aminoglykosiden (0-3%), Carbapenemen (<1-3%), Fluorchinolonen (3-4%) und Cotrimoxazol (COTRIM u.a.) mit 9% nach wie vor günstig dar.

 

 

Therapie

 

Für die orale Behandlung von leichten Infektionen stehen Cotrimoxazol und die Fluorchinolone zur Verfügung. Die Therapie von schweren Infektionen sollte vorzugsweise mit einem Fluorchinolon [Ciprofloxacin (CIPROBAY u. a.), Levofloxacin (TAVANIC)] oder einem Carbapenem [Ertapenem (INVANZ), Imipenem (ZIENAM u.a.), Meropenem (MERONEM)] erfolgen. Aminoglykoside sollten nur im Rahmen einer Kombinationstherapie Anwendung finden.

Die Monotherapie mit einem Cephalosporin der Gruppe Gruppe 3 (Cefotaxim, Ceftriaxon, Ceftazidim) oder einem Acylaminopenicillin ± Betalaktamase-Inhibitor (z. B. Piperacillin + Tazobactam) ist auch bei nachgewiesener in-vitro-Empfindlichkeit nicht angezeigt, da unter der Therapie rasch resistente Mutanten mit dereprimierter chromosomaler Betalaktamase vom AmpC-Typ („Hyperproduzenten“) selektiert werden können. AmpC-Betalaktamasen werden durch Betalaktamase-Inhibitoren (Clavulansäure, Sulbactam, Tazobactam) nicht ausreichend gehemmt. Cefepim (MAXIPIME) ist in vitro wirksam gegen Hyperproduzenten und stellt somit eine weitere Therapieoption dar.

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