Bartonella Spezies

Unveränderter text aus Heft 2, 2011

 

Taxonomie, Morphologie und Kultur

 

Bartonellen sind obligat intrazelluläre gramnegative Erreger; 24 Arten der Gattung Bartonella sind beschrieben, davon zehn als menschenpathogen. Die wichtigsten Spezies sind B. bacilliforme (Hochtäler der Anden) sowie B. quintana und B. henselae (Vorkommen in Europa). Bartonellen zeichnen sich durch eine relativ hohe Wirtsspezifität aus.1 Die Kultur von Bartonellen ist möglich.

 

Pathogenese, Epidemiologie und ausgewählte Krankheitsbilder

 

Reservoire für Bartonellen sind Säugetiere (häufig Katzen, Hunde) sowie der Mensch.2 Reservoire und Vektoren sind auch Flöhe von Hunden und Katzen, Läuse (B.quintana), Sandfliegen (B.bacilliforme) oder Zecken (bis zu 40%).3,4 Die Erreger können ebenfalls über Verletzungen bzw. Bluttransfusionen übertragen werden.5 Nach dem Eindringen der Erreger überleben diese sowohl in Erythrozyten, was zu einer Anämie führen kann, als auch in Histiozyten an der Eintrittsstelle sowie in Endothelzellen, wobei es zu angioproliferativen Reaktionen kommt.

 

B. bacilliforme verursacht in den Anden das Oroya-Fieber bzw. Veruga peruviana.

 

Das Krankheitsbild der Katzenkratzkrankheit wird in Europa und weltweit beobachtet, hauptsächlicher Erreger ist B. henselae. Betroffen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche. Nach einem Kratzer bzw. einer Verletzung treten drei bis zehn Tage später Pusteln oder Papeln an der Inokulationsstelle auf. Charakteristisch ist in den folgenden ein bis drei Wochen eine schmerzhafte Schwellung der regionalen Lymphknoten, sowie Fieber, Kopfschmerz und Krankheitsgefühl.6 Die Lymphknoten bilden sich nach zwei bis drei Wochen bei immunkompetenten Patienten meist spontan wieder zurück. Komplikationen können sein: Konjunktivitis (6-8%), Neuroretinitis (häufig unilateral);7,8 Endophthalmitis, Enzephalopathie,9 Milzabszess und Osteomyelitis (insgesamt selten, vor allem bei Kindern aber auch in Einzelfällen bei Erwachsenen).

 

B. quintana verursacht die Krankheitsbilder bakterielle Angiomatose, Peliosis hepatis, Schützengrabenfieber, Endokarditis und Sepsis – vor allem auch eine chronische Sepsis mit rezidivierendem Fieber. Bei immunsupprimierten Personen, z. B. nach Chemotherapie, tritt eine zyklisch verlaufende Sepsis10 oder auch eine Endokarditis auf. 11,12

In der Vergangenheit trat das Schützengrabenfieber vor allem in Osteuropa auf, mit großen Epidemien im 1. und 2. Weltkrieg. Es handelt sich um eine fieberhafte Erkrankung, meist alle fünf Tage wiederkehrend mit Schüttelfrost, monatelang sich hinziehend; quälende Schienbein-, Kreuz- und Kopfschmerzen (Febris neuralgica periodica), Milzschwellung, oft Nephritis und Ödeme können auftreten. Viele Fälle verlaufen atypisch (rheumatische Beschwerden, neurologische Störungen, Depression).

 

Diagnostik

 

Eine Untersuchung auf Bartonellen soll bei typischen Krankheitssymptomen erfolgen, aber auch bei schwerer unerklärbarer Anämie, Cholestase, Serositis, Lymphadenitis, chronischer Uveitis oder granulomatöser bzw. angioprolifera-tiver Reaktion. Bei kulturnegativer Endokarditis ist differentialdiagnostisch auch an die Möglichkeit einer Bartonellose zu denken. Bevorzugte Methode ist der Nukleinsäurenachweis,13 die Kultur z.B. in embryonalen Lungenfibroblasten ist aufwendig und langdauernd.14 Der Antikörpernachweis ist über den indirekten Immun-fluoreszenztest möglich.

 

Prävention, Therapie, Meldepflicht

 

Vorsicht beim Umgang mit Säugetieren, besonders Katzen; auf Flöhe achten, Kratzer vermeiden! Therapie bei klinisch manifester Erkrankung mit Azithromycin (AZITHROMYCIN-RATIOPHARM u.a.), bei Endokarditis in der Kombination Doxycyclin (DOXYHEXAL u.a.) plus Rifampicin (EREMFAT u.a.) bzw. Gentamicin (REFOBACIN u.a.). Bei Patienten mit HIV-Infektion und bakterieller Angiomatose bzw. Peliosis hepatis Therapie mit Doxycyclin, Prophylaxe mit Erythromycin (ERYTHROMYCIN STADA u.a.), Azithromycin, Clarithromycin (KLACID u.a.).

Nach einer Infektion mit Bartonella spp. sollte kein Blut mehr gespendet werden!

 

 

 

1.     VAYSSIER-TAUSSAT, M. et al.

PLoS Pathog 2010; 6: e1000946

 

2.     FABBI, M. et al.

J Clin Microbiol 2004; 42: 264-268

 

3.     DIETRICH, F. et al.

 Appl Environ Microbiol 2010; 76: 1395-1398

 

4.     JUST, F.T. et al.

Zoonoses Public Health 2008; 55: 514-520

 

5.     MAGALHAES, R.F. et al.

Transfus Med 2008; 18: 287-291

 

6.     HEIZMANN, W.R. et al.

Dtsch med Wschr 1996; 121: 622-626

 

7.     DURÁ-TRAVÉ, T. et al.

Int J Pediatr 2010; 2010: 763105

 

8.     GAN, J.J. et al.

Arch Neurol 2011; 68: 122-126

 

9.     REYNOLDS, M.G. et al.

Pediatr Infect Dis 2005; 24: 700-704

 

10.   HOLMES, N.E. et al.

J Med Microbiol, 2011; 60: 142-146

 

11.    MONTCRIOL, A. et al.

J Med Case Reports 2009; 3: 7325

 

12.    HOUPIKIAN, P. et al.

Medicine (Baltimore) 2005; 84: 162-173

 

13.    ANGELAKIS, E. et al.

Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2009; 28: 1363-1368

 

14.    GOURIET, F. et al.

J Clin Microbiol 2005; 43: 4993-5002

 

 

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