Erkrankungen durch Aerococcus

(aus ZCT 4-2012)

 

 

Taxonomie, Morphologie und Kultur

 

Zur Zeit beschriebene Spezies der Gattung Aerococcus mit Nachweis beim Menschen sind A.urinaeA.sanguinicola undA.viridans. Es handelt sich um grampositive Kokken, die auf den üblichen Nährmedien für grampositive Keime kultivierbar sind und leicht mit Staphylokokken, Enterokokken oder Streptokokken wegen des Wachstumsverhaltens (α-Hämolyse auf bluthaltigen Medien) sowie der Lagerung im Grampräparat verwechselt werden können. Beim Menschen wird A.viridans in der Flora des oberen Respirationstraktes oder auf der Haut gefunden.1 Die Keime sind auch in der Umwelt (Luft, Staub, Vegetation); bei Krustentieren können Infektionen hervorgerufen werden.

 

 

Pathogenese, Epidemiologie und ausgewählte Krankheitsbilder

 

Virulenzfaktoren sind bis jetzt nicht beschrieben worden. Obwohl von einer geringen Pathogenität der Arten dieser Gattung ausgegangen wird, sind Harnwegsinfektionen, Bakteriämien sowie häufig tödlich verlaufende Endokarditiden beschrieben.2,3 Überwiegend sind ältere Patienten mit Erkrankungen des Urogenitalsystems wie einer Prostatahyperplasie betroffen.4 Weitere Krankheitsbilder sind Spondylodiszitis,5 Peritonitis bei Peritonealdialyse,6Lymphadenitis7 oder Meningitis.8

In den Niederlanden beträgt die Inzidenz von Harnwegsinfektionen bzw. Bakteriämien 54 und 3 pro 1.000.000 Einwohner und Jahr, Zahlen für Deutschland liegen nicht vor.

 

 

Diagnostik

 

Kultureller Erregernachweis aus klinischen Materialien wie Urin oder Blut.

 

 

Therapie

 

A.urinae ist empfindlich gegen Penicillin, Amoxicillin (diverse Handelsnamen) sowie Cephalosporine (z.B. CEFUROXIM RATIOPHARM u.a.), Fosfomycin (INFECTOFOS u.a.) und Vancomycin (VANCOMYCIN LEDERLE u.a.), eine wechselnde Empfindlichkeit besteht gegenüber Chinolonen [z.B. Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.)], Clindamycin (SOBELIN u.a.), Doxycyclin (DOXYCYCLIN STADA u.a.) oder Erythromycin (ERYTHROMYCIN STRAGEN u.a.). Unwirksam sind Sulfonamide und/oder Trimethoprim sowie Aminoglykoside.9 Stämme von A.viridans mit Resistenz gegen Penicillin und Cotrimoxazol (COTRIM u.a.) sind beschrieben.10 Dagegen sind A.sanguinicola-Isolate gegen Fosfomycin resistent und empfindlich auf Cotrimoxazol.11 Zur Einleitung einer korrekten Therapie ist die genaue Speziesidentifikation sowie eine Empfindlichkeitstestung unerlässlich.

 

1.   UH, Y. et al.J Korean Med Sci 2002; 17: 113-115

 

2.   SIERRA-HOFFMAN, M. et al.Diagn Microbiol Infect 2005; 53: 289-292

 

3.   KASS, M. et al.Cardiovasc Pathol 2008; 17: 410-412

 

4.   SCHUUR, P.M.H. et al.Eur J Clin Microbiol Infect Dis 1997; 16: 871-875

 

5.   NASOODI, A. et al.J Med Microbiol 2008; 57: 532-533

 

6.   NAGHIBI, M. et al.Perit Dial Int 2007; 27: 715-716

 

7.   SANTOS, R. et al.Scand J Infect Dis 2003; 35: 353-354

 

8.   NATHAVITHARANA, K.A. et al.Br Med J 1983; 286: 1248

 

9.   De JONG, M.F.C. et al.J Clin Microbiol 2010; 48: 3445-3447

 

10. SWANSON, H. et al.Clin Infect Dis, 1996; 22: 387-388

 

11. CATTOIR, V. et al.Scand J Infect Dis 2010; 42: 775-780

 

 

 

 

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