Taxonomie, Morphologie und Kultur
Zur Zeit beschriebene Spezies der Gattung Aerococcus mit Nachweis beim Menschen sind A.urinae, A.sanguinicola undA.viridans. Es handelt sich um grampositive Kokken, die auf den üblichen Nährmedien für grampositive Keime kultivierbar sind und leicht mit Staphylokokken, Enterokokken oder Streptokokken wegen des Wachstumsverhaltens (α-Hämolyse auf bluthaltigen Medien) sowie der Lagerung im Grampräparat verwechselt werden können. Beim Menschen wird A.viridans in der Flora des oberen Respirationstraktes oder auf der Haut gefunden.1 Die Keime sind auch in der Umwelt (Luft, Staub, Vegetation); bei Krustentieren können Infektionen hervorgerufen werden.
Pathogenese, Epidemiologie und ausgewählte Krankheitsbilder
Virulenzfaktoren sind bis jetzt nicht beschrieben worden. Obwohl von einer geringen Pathogenität der Arten dieser Gattung ausgegangen wird, sind Harnwegsinfektionen, Bakteriämien sowie häufig tödlich verlaufende Endokarditiden beschrieben.2,3 Überwiegend sind ältere Patienten mit Erkrankungen des Urogenitalsystems wie einer Prostatahyperplasie betroffen.4 Weitere Krankheitsbilder sind Spondylodiszitis,5 Peritonitis bei Peritonealdialyse,6Lymphadenitis7 oder Meningitis.8
In den Niederlanden beträgt die Inzidenz von Harnwegsinfektionen bzw. Bakteriämien 54 und 3 pro 1.000.000 Einwohner und Jahr, Zahlen für Deutschland liegen nicht vor.
Diagnostik
Kultureller Erregernachweis aus klinischen Materialien wie Urin oder Blut.
Therapie
A.urinae ist empfindlich gegen Penicillin, Amoxicillin (diverse Handelsnamen) sowie Cephalosporine (z.B. CEFUROXIM RATIOPHARM u.a.), Fosfomycin (INFECTOFOS u.a.) und Vancomycin (VANCOMYCIN LEDERLE u.a.), eine wechselnde Empfindlichkeit besteht gegenüber Chinolonen [z.B. Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.)], Clindamycin (SOBELIN u.a.), Doxycyclin (DOXYCYCLIN STADA u.a.) oder Erythromycin (ERYTHROMYCIN STRAGEN u.a.). Unwirksam sind Sulfonamide und/oder Trimethoprim sowie Aminoglykoside.9 Stämme von A.viridans mit Resistenz gegen Penicillin und Cotrimoxazol (COTRIM u.a.) sind beschrieben.10 Dagegen sind A.sanguinicola-Isolate gegen Fosfomycin resistent und empfindlich auf Cotrimoxazol.11 Zur Einleitung einer korrekten Therapie ist die genaue Speziesidentifikation sowie eine Empfindlichkeitstestung unerlässlich.
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