Vaginitis

 

(aus ZCT 2-2003)

 

Kasuistik:

 

Eine 40-jährige Patientin kommt in die Praxis und klagt über seit mehreren Wochen bestehenden vermehrten Vaginalausfluss, Brennen der Scheide und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Die Patientin ist verheiratet und Mutter zweier gesunder Kinder. Wesentliche Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, hormonelle Störungen oder andere Stoffwechselerkrankungen sind nicht bekannt. Fieber oder Schmerzen bei der Miktion werden nicht angegeben.

 

 

Diagnostik:

 

Die gynäkologische Untersuchung ergibt eine unauffällige Vaginalschleimhaut, eine Zervizitis kann ausgeschlossen werden. Das deutlich vermehrte und unangenehm riechende Vaginalsekret wird mit einem sterilen Watteträger entnommen und auf einem Objektträger ausgestrichen. Nach Hinzufügung von zwei Tropfen 10%iger KOH-Lösung wird mikroskopiert. Zusätzlich wird ein Grampräparat angelegt. Als Resultat ergibt sich, dass wenig grampositive Laktobazillen vorhanden sind, dafür aber reichlich gramnegative, kokkoide Stäbchen (Gardnerella vaginalis).

 

 

Pathogenese:

 

Diese sogenannte bakterielle Vaginose entsteht durch ein Überwuchern von anaeroben Keimen, welche die normale Laktobazillen-Besiedelung der Scheide verdrängen. Auszuschließen ist eine Trichomonaden-Infektion sowie auch eine Candida-Vaginitis. Von Bedeutung ist auch, dass der pH-Wert über 4,5 liegt und durch vermehrte Amine ein fischartiger Geruch ausgelöst werden kann.

 

 

Therapie:

 

Zweimal täglich 0,5g Metronidazol (CLONT) oral über sieben Tage beseitigt Gardnerella vaginalis und die Anaerobier. Hierdurch wird die Wiederbesiedelung der Scheide mittels Laktobazillen gefördert. Alternativ kann auch Clindamycin (SOBELIN) zweimal täglich 300 mg oral über sieben Tage gegeben werden. Die alleinige Lokalbehandlung mit Clindamycin-Creme (2%) oder Metronidazol-Vaginalkapseln ist im Vergleich zur oralen Antibiotikatherapie weniger effektiv. Eine Mitbehandlung des Sexualpartners ist nicht erforderlich.

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