Rezidivierende Harnwegsinfektion

Text aus Heft 3, 2001

Ergänzungen am Ende des Textes

 

Kasuistik

 

Eine 42 Jahre alte Patientin berichtet über die vierte Harnwegsinfektion innerhalb der letzten sechs Monate, wobei jetzt wieder seit zwei Tagen eine deutliche Dysurie, Pollakisurie und unangenehmer Geruch des Urins bestünden. Die Patientin ist Mutter von drei Kindern und hat sich bemüht, reichliche tägliche Trinkmengen zu sich zu nehmen und auch Unterkühlungen des Unterleibes möglichst zu vermeiden. Erhöhte Temperaturen oder auch ein Flankenschmerz habe sie derzeit und auch bei den vorangegangenen Harnwegsinfektionen nicht bemerkt; eine urologische Untersuchung mit Ultraschalldiagnostik und Zystoskopie war vor zwei Monaten unauffällig. Die körperliche Untersuchung ergibt einen normalen Befund, Körpertemperatur und Blutdruck liegen im Normbereich. Beide Nierenlager sind weder druck- noch klopfempfindlich.

 

Diagnose

 

Die Anamnese mit häufigen Rezidiven und der typischen Symptomatik bei unauffälligem urologischen Untersuchungs-befund deuten auf eine Harnwegsinfektion hin. Die Urinsedimentuntersuchung ergibt eine Leukozyturie und auch Bakteriurie, hingegen keine Eiweißausscheidung. Aus der bakteriologischen Untersuchung des Urins resultiert eine signifikante Keimzahl von über 105 Keimen/ml, als Erreger wird Proteus mirabilis nachgewiesen. Die weiteren Untersuchungen mit Bestimmung von Blutbild, BSG und Kreatinin im Serum zeigen keine Auffälligkeiten.

 

Pathogenese

 

Bei Frauen mit Zustand nach mehreren Geburten kann es durchaus im vermehrten Umfang zu Aszensionen von Bakterien durch die Urethra kommen. Darüber hinaus spielen genetische Faktoren, die eine erhöhte Adhäsion von Bakterien am Urogenitalepithel fördern, eine bedeutsame Rolle.

 

Therapie

 

Auf der Basis der Resistenzbestimmung wird eine mindestens zweiwöchige Therapie mit Cotrimoxazol forte (EUSAPRIM FORTE u.a.) durchgeführt. Weiterhin erhält die Patientin Verhaltenshinweise in Form von zwei Liter Trinkmenge täglich, unmittelbare Blasenentleerungen bei geringstem Harndrang sowie auch den Rat, nach dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren. Darüber hinaus kann mit recht guten Erfolgsaussichten - nach entsprechender Aufklärung der Patientin und deren Einverständnis - eine mehrmonatige Rezidivprophylaxe mit niedrigdosiertem Cotrimoxazol (z.B. eine Tablette abends) oder auch Trimethoprim (TMP-ratiopharm u.a., täglich 0,2 g) versucht werden. 

 

 

Ergänzung 2018

 

Eine aktualisierte AWMF-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten  wurde 2017 veröffentlicht.

 

Demnach soll bei häufig rezidivierender Zystitis nach Versagen von Verhaltensänderungen und nicht-antibiotischen Präventionsmaßnahmen sowie bei hohem Leidensdruck der Patientin eine kontinuierliche antibiotische Langzeitprävention über 3 bis 6 Monate eingesetzt werden.

 

Die Auswahl geeigneter Wirkstoffe für diese Indikation wird erschwert durch den Mangel an entsprechenden aktuellen Studien.

 

Wagenlehner F et al Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Aktualisierung 2017, S3-Leitlinie, AWMF Registernummer: 043/044.

 

 

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