Myokarditis

(aus ZCT 4-2003)

 

Kasuistik:

 

Eine 52 Jahre alte Patientin kommt in die Praxis und klagt über milden Husten, Krankheitsgefühl, Schwäche und Herzpalpitationen; darüber hinaus habe sie sich in den letzten drei Tagen zweimal spontan erbrochen. Fragen nach Thoraxschmerzen, Atemnot oder Nachtschweiß werden verneint. Anamnestisch ist von Bedeutung, dass die Patientin 22 Tage zuvor im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit als Krankenschwester gegen Pocken geimpft wurde.

 

 

Diagnostik:

 

Bei der körperlichen Untersuchung fällt sofort eine Tachykardie um 120 Herzschläge pro Minute mit Arrhythmie und geringem peripheren Pulsdefizit auf. Eine erhöhte Körpertemperatur besteht nicht, der Blutdruck liegt bei 130/85 mmHg, die weiteren Untersuchungsbefunde sind unauffällig. Im EKG wurden Vorhofflimmern und unspezifische Veränderungen der ST-Strecke sowie der T-Welle registriert. Routine-Blutuntersuchungen einschließlich TSH waren unauffällig ebenso die CK- und Troponin-Konzentrationen; allerdings war die CK-MB-Konzentration bei dreimaliger Bestimmung mäßig erhöht. Vor der nachfolgenden echokardiographischen Untersuchung kommt es zu einer spontanen Konversion in einen Sinusrhythmus; die Ejektionsfraktion wird mit 60% bei der echokardiographischen Untersuchung bestimmt, die Herzklappen sind normal und auffällige Wandbewegungsstörungen werden nicht gesehen.

 

 

Pathogenese:

 

Enteroviren wie Coxsackieviren und Echoviren sind die überwiegenden Erreger der idiopathischen Myokarditis. Allerdings müssen auch bakterielle Erreger wie Streptokokken, Mykobakterien aber auch gramnegative Erreger berücksichtigt werden, letztere sind allerdings dominierend bei der Perikarditis. Experimentelle Daten deuten darauf hin, dass die Schädigung des Myokards vorwiegend immunologisch vermittelt wird über monoklonale Antikörper gegen bestimmte virale oder bakterielle Proteine, die mit dem menschlichen kardialen Myosin reagieren. Ein gleichartiger Mechanismus wird auch bei der sehr seltenen Myokarditis nach Pockenimpfungen diskutiert. Diese Myokarditis wird in den USA in einer Frequenz von 1:1.700 Geimpften zur Zeit beobachtet.

 

 

Therapie:

 

Eine kausale Therapie existiert nicht. Bis zur Stabilisierung sollte körperliche Schonung eingehalten werden. Nicht empfohlen werden Kortikosteroide, Betablocker, Antikoagulanzien, nicht-steroidale antiinflammatorische Substanzen oder Antibiotika. Eine symptomatische Therapie mit Digitalis-Glykosiden, Diuretika und Antiarrhythmika bei entsprechenden klinischen Befunden sollte erfolgen.

 

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