Epiglottitis 1

Text aus Heft 3, 1997, aktualisiert

 

Kasuistik

 

Der Notfallarzt wird in den frühen Morgenstunden zu einem zwei Jahre alten Mädchen von den Eltern in die Wohnung geholt, nachdem die junge Tochter innerhalb von wenigen Stunden im Rahmen einer seit einigen Tagen bestehenden Infektion der oberen Luftwege plötzlich einen hochgradigen inspiratorischen Stridor entwickelt hat, der zu einer deutlichen Zyanose, Tachykardie und massiver Unruhe bei der kleinen Patientin geführt hatte. Die körperliche Untersuchung ergibt keinen Hinweis für eine akute Tonsillopharyngitis oder eine Obstruktion der tiefen Atemwege, so dass der Notarzt eine sofortige Krankenhauseinweisung mit Arztbegleitung veranlaßt. Dort wird die Patientin auf der Intensivstation sediert, mit Sauerstoff behandelt und erhält sofort hochdosiert Steroide und Antibiotika i.v.

 

Diagnose und Ätiologie

 

Die schnelle Entwicklung dieses Krankheitsbildes mit dem typischen inspiratorischen Stridor ohne Hustenattacken deutet auf eine akute Epiglottitis hin. Die Klinikeinweisung ist bei diesem akuten Krankheitsbild sinnvoll, da bei schweren Verläufen eine Intubation bzw. Tracheotomie sowie eine gezielte parenterale Antibiotikatherapie notwendig ist. Der Erreger dieses akuten bakteriellen Infektionsbildes ist Haemophilus influenzae.

 

Therapie

 

Die Empfindlichkeit von Haemophilus influenzae in Deutschland ist gegenüber vielen Antibiotika-Gruppen noch günstig. In geringem Umfang (5 bis 8%) bilden diese Erreger Betalaktamasen und sind deshalb in dieser Situation unempfindlich gegenüber Aminopenicillinen wie Ampicillin (BINOTAL u.a.) oder Amoxicillin (CLAMOXYL u.a.). Bei dieser lebensbedrohlichen Situation wird deshalb - um jedes Risiko auszuschließen - eine parenterale Behandlung mit einem Cephalosporin wie Cefotiam (SPIZEF), Cefuroxim (CEFUROXIM u.a.) oder Cefotaxim  (CLAFORAN) in einer dem Körpergewicht des Kindes angepaßten Dosierung durchgeführt. Die Behandlung sollte über sieben bis zehn Tage erfolgen, wobei nach Abklingen der akuten Symptome auf eine orale Therapie umgesetzt werden kann.

 

 

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