Ambulant erworbene Pneumonie

Text aus Heft 6, 1998

Ergänzungen und Aktualisierungen am Ende des Textes

 

Kasuistik

 

Ein 27 Jahre alter Patient kommt in die Praxis und klagt über Fieber bis 39,5°C, welches vor zwei Tagen mit Schüttelfrost begonnen hat. Weiterhin besteht ein erheblicher Hustenreiz mit mukopurulentem Auswurf sowie eine deutlich zunehmende Schmerzsymptomatik, insbesondere beim tiefen Einatmen im linken dorsalen Thoraxbereich. Begonnen hat die Erkrankung vor fünf Tagen mit den typischen Symptomen eines viralen Infektes der oberen Luftwege, der mit Kopf- und Gliederschmerzen, starker Abgeschlagenheit, Halsschmerzen sowie auch Reizhusten verlaufen war. Die körperliche Untersuchung des normal gewichtigen, nicht rauchenden Patienten ergibt eine Atemfrequenz von 24/Minute, eine Klopfschallverkürzung dorsal über dem linken Lungenunterlappen verbunden mit feinblasigen ohrnahen Rasselgeräuschen. Ein Pleurareiben ist nicht eindeutig nachweisbar.

 

Diagnose und Ätiologie

 

Die Anamnese und die Befundkonstellation deuten bei diesem Patienten auf eine akut entstandene Pneumonie des linken Unterlappens hin. Ein Röntgenbild des Thorax bestätigt diesen Verdachtsbefund, im Blutbild wird eine Leukozytose von 18.000/µl mit deutlicher Linksverschiebung (10 stabkernige Granulozyten) nachgewiesen; das CRP ist mit 45 mg/l erhöht. Der akute Beginn mit Schüttelfrost, der Röntgenbefund und die Laborbefunde weisen auf die Manifestation einer „typischen“ Pneumonie hin. Auf eine Sputumuntersuchung wird verzichtet, da bei einer derartigen Konstellation von einer Pneumokokken-Infektion auszugehen ist.

 

Therapie

 

Bei Patienten mit einer akuten ambulant erworbenen Pneumonie ohne weitere Risikofaktoren oder/und Auslandsaufenthalten, muß in diesem Lebensalter von einer Pneumokokken-Infektion bzw. einer Pneumonie durch atypische Erreger wie Mykoplasmen oder Chlamydien ausgegangen werden. Die geschilderten Befunde bei dem 27 Jahre alten Patienten deuten auf eine Pneumokokken-Infektion hin, die in Deutschland durchaus noch mit Penicillin V (ISOCILLIN u.a.) in einer Dosis von 4-8 Mill. E. täglich behandelt werden kann, alternativ kann dreimal täglich 750-1000 mg Amoxicillin (CLAMOXYL u.a.) gegeben werden. Weitere Alternativen stellen Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin (ZITHROMAX), Clarithromycin (KLACID u.a.) oder auch neuere Fluorchinolone wie Levofloxacin (TAVANIC) oder Moxifloxacin (AVALOX) dar. Die Therapie mit Makroliden oder neueren Fluorchinolonen besitzt im Vergleich zur Therapie mit ß-Laktamantibiotika den Vorteil, dass auch atypische Erreger (z.B. Mykoplasmen) erfaßt werden. Auch oral applizierbare Cephalosporin-Derivate, wie Cefuroximaxetil (ELOBACT u.a.), Cefixim (CEPHORAL) sowie Loracarbef (LORAFEM) könnten verabreicht werden. Weiterhin wird dem Patienten Bettruhe, reichlich Flüssigkeit und gegen die Pleuraschmerzen Paracetamol (div. Warenzeichen) bzw. Acetylsalicylsäure (div. Warenzeichen) verordnet.
Die Behandlung wird bei dieser Pneumonie etwa drei bis fünf Tage über die Entfieberung hinaus fortgeführt.

 

Ergänzung

 

Seit der Veröffentlichung dieses Beitrags im Heft 6, 1998 der Zeitschrift haben sich Änderungen in den Therapie-empfehlungen ergeben.

 

Auf die AWMF S3-Leitlinie Pneumonie, ambulant erworben, Behandlung und Prävention von erwachsenen Patienten soll an dieser Stelle hingewiesen werden.

https://www.awmf.org

 

 

 

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