NUVAXOVID - eine Protein-basierte COVID-19-Vakzine

Unveränderter Text aus Heft 2, 2022

Im Unterschied zu allen bisher verfügbaren Vakzinen handelt es sich bei der Vakzine NUVAXOVID (=NVX-CoV2373) des amerikanischen Unternehmens Novavax um einen proteinbasierten Impfstoffkandidaten. Hier wird keine DNA oder RNA verwendet, sondern das präfusionsstabilisierte Spikeprotein des SARS-CoV-2 stimuliert direkt die Immunabwehr. Das Spikeprotein wird mit Hilfe eines Baculovirus, das den Bauplan für das Spikeprotein enthält, in Insektenzellen hergestellt und anschließend gereinigt. Andere bereits zugelassene Impfstoffe werden nach diesem Verfahren ebenfalls hergestellt. Allerdings ist der Zusatz eines Adjuvans notwendig, um eine ausreichende immunologische Reaktion auf das Spikeprotein des Coronavirus zu erzielen. Das patentierte Adjuvans Matrix-MTM wurde von der schwedischen Firma Isconova entwickelt und bereits als Bestandteil von Vakzinen gegen andere Erreger untersucht. Neben Saponin aus der Rinde des Seifenbaums (Quillaja saponaria) enthalten die Matrix-M-Nanopartikel Cholesterol und Phospholipid. Mehrere Komponenten des Immunsystems werden durch diese Zubereitung stimuliert.1

 

Ein rolling review Verfahren für die Vakzine bei der EMA wurde bereits im Februar 2021 initiiert, die Zulassung erfolgte Ende Dezember des vergangenen Jahres. Seit dem 21. Februar ist der Impfstoff in Deutschland verfügbar. In der Placebo-kontrollierten Phase-3-Studie PREVENT-19 mit fast 30.000 Teilnehmern zeigte sich eine Gesamtwirksamkeit von 90 %.2 Die Studie wurde Anfang des Jahres 2021 durchgeführt, also zu einer Zeit als die Alpha-Variante des Virus (B.1.1.7) vorherrschend war. Zwei Drittel der sequenzierten Viren, die ganz überwiegend in der Placebogruppe aufgetreten waren, gehörten zu den „besorgniserregenden Varianten“ (variants of concern, VoC). Auch gegen diese und andere Varianten (variants of interest, VoI) bestand eine Schutzwirkung von über 90 %.

 

In einer Zwischenanalyse gepoolter Daten aus fünf klinischen Studien in Australien, Südafrika, dem Vereinigten Königreich, den USA und Mexiko wurden die häufigsten unerwünschten Wirkungen ermittelt. In diesen Studien lag das mediane Alter zum Zeitpunkt der Impfung mit Nuvaxovid bei 48 Jahren (Bereich 18 bis 95 Jahre). Die mediane Dauer der Nachbeobachtung betrug 70 Tage nach der zweiten Dosis. Die Teilnehmer erhielten eine Dosis Nuvaxovid (n = 20.055) oder Placebo (n = 10.561). Am häufigsten wurden folgende unerwünschte Wirkungen festgestellt: Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle (75 %), Schmerzen an der Injektionsstelle (62 %), Ermüdung (53 %), Myalgie (51 %), Kopfschmerzen (50 %), Unwohlsein (41 %), Arthralgie (2 %) und Übelkeit oder Erbrechen (15 %). In der Regel verliefen die unerwünschten Wirkungen nach der Impfung leicht bis mittelschwer und hatten eine mediane Dauer von zwei Tagen bei lokalen Ereignissen und einem Tag bei systemischen Ereignissen. Dabei traten unerwünschte Wirkungen häufiger in der Altersgruppe 18 bis 65 Jahre auf als in der Altersgruppe über 65 Jahre. Sowohl lokale als auch systemische unerwünschte Wirkungen wurden nach der zweiten Dosis häufiger berichtet als nach der ersten Dosis.3

 

ZUSAMMENFASSUNG:

 

Die zunehmende Immunität der Bevölkerung durch Impfung (und Infektionen) führt über einen steten Rückgang schwerer Infektionen in die sogenannte „endemische Phase“. Das Spikeprotein-basierte Nuvaxovid wurde kürzlich als ein neuer Impfstoff zugelassen. Obwohl klinische Daten zur Wirksamkeit bei der Alpha-Variante aus der Zulassungsstudie vorliegen, fehlen diese bezüglich der Wirksamkeit gegen die derzeit zirkulierenden Omikron Varianten BA.1 und BA.2. Allerdings legen In-vitro-Daten nahe, dass hier zumindest ein Teilschutz generiert werden kann. Unter der Anwendung von Nuvaxovid kam es zu typischen leichten bis mittelschweren unerwünschten Wirkungen. Die Impfung mit Nuvaxovid während der Schwangerschaft und Stillzeit wird aufgrund fehlender Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs und des enthaltenen Adjuvans Matrix M zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen.

 

  1. Reimer JM et al. Matrix-M™ adjuvant induces local recruitment, activation and maturation of central immune cells in absence of antigen. PLoS One. 2012;7(7):e41451
     
  2. Pressemitteilung Novavax, 14. Juni 2021. Novavax COVID-19 Vaccine Demonstrates 90% Overall Efficacy and 100% Protection Against Moderate and Severe Disease in PREVENT-19 Phase 3 Trial.

     
  3. EMA, 20.12.2021. Summary of Product Characteristics. (PDF-Datei, deutsch)

 

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