Aktuelle Ergänzungen am Ende des Textes
Vor etwa drei Jahren wurde in dieser Zeitschrift das neu eingeführte Moxifloxacin (AVALOX) zur oralen Therapie bakterieller Infektionen ausführlich beschrieben (vgl. ZCT 1999; 20:35-36).
Mittlerweile hat sich das Chinolon als gut verträgliches und wirksames Arzneimittel bewährt. Angesichts einer Zahl von mehr als 10 Millionen Patienten, die mit AVALOX in Tablettenform bis heute
behandelt wurden, lässt sich auch feststellen, dass mit dem Medikament kein Risiko für sehr seltene unerwünschte Wirkungen verbunden ist, wie es bei einigen anderen Chinolonen nach der
Markteinführung bekannt geworden ist.
Obwohl die Substanz praktisch vollständig aus dem Magen-Darmtrakt resorbiert wird, erschien die Entwicklung einer Zubereitung zur intravenösen Applikation wünschenswert. Diese Lücke wird durch die
Einführung einer Infusionslösung (AVALOX 400 INFUSIONSLÖSUNG) geschlossen. Ohne Zweifel besteht ein Bedarf für die Infusionslösung, denn schwerstkranke Patienten weisen gelegentlich veränderte
Resorptionsverhältnisse auf, neigen zum Erbrechen oder können aus anderen Gründen nicht oral behandelt werden.
Da die antibakterielle Aktivität, die pharmakokinetischen Daten und die klinischen Erfahrungen mit Moxifloxacin bereits ausführlich dargestellt worden
sind, soll hier nur kurz an die wesentlichen Eigenschaften erinnert werden. Moxifloxacin besitzt von allen verfügbaren Chinolonen die höchste Aktivität gegenüber Pneumokokken: sowohl
Penicillin-sensible als auch Penicillin-resistente Stämme von S. pneumoniae werden durch Konzentrationen von 0,125 mg/l gehemmt. Darüber hinaus erfasst Moxifloxacin auch andere klinisch bedeutsame
Erreger von Atemwegsinfektionen, einschließlich der sogenannten atypischen Erreger.
Am Ende einer einmaligen intravenösen Infusion über 60 Minuten wurden Spitzenkonzentrationen von 4,1 mg/l erreicht (zum Vergleich: 3,1 mg/l nach oraler
Gabe). Die AUC-Werte, die nach oraler (35 mg/l x h) und intravenöser (39 mg/l x h) Gabe ermittelt wurden, unterscheiden sich aufgrund der guten Bioverfügbarkeit nur minimal. Zu den Vorteilen der
Chinolone gehört ein relativ hohes scheinbares Verteilungsvolumen, es wurde für Moxifloxacin mit etwa 2 l/kg Körpergewicht berechnet.
Die Substanz wird nicht durch Monooxygenasen metabolisiert, sondern in Form von zwei Phase-II-Metaboliten ausgeschieden (als N-Sulfo-Metabolit und Glucuronid). Die Eliminationshalbwertzeit liegt bei
11 bis 12 Stunden, bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Kinetik nicht verändert und die Dosierung muss nicht reduziert werden; für Dialysepatienten liegen allerdings bisher keine Erfahrungen
vor.
Die Infusionslösung mit 400 mg Wirkstoff ist zur Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie zugelassen. Die empfohlene Infusionsdauer von 60 Minuten
sollte nicht unterschritten werden. Bei entsprechender klinischer Situation kann die Behandlung mit der Tablettenzubereitung fortgeführt werden. In zwei umfangreichen klinischen Studien, von denen
eine doppelblind durchgeführt wurde, ist die Wirksamkeit der Sequentialtherapie mit einer einmal täglichen Gabe belegt worden. Die klinischen Erfolgsraten lagen in beiden Studien bei 85% der
behandelten Patienten; die Beurteilung erfolgte bis zu vier Wochen nach der Behandlung. Als Vergleichssubstanzen dienten andere Chinolone Levofloxacin (TAVANIC) bzw. Trovafloxacin (nicht mehr im Handel) oder Coamoxiclav (AUGMENTAN), das je nach klinischer Situation mit
oder ohne zusätzliches Makrolid gegeben wurde. Während die Rate des klinischen Erfolgs bei den mit anderen Chinolonen behandelten Patienten keinen Unterschied zum Erfolg bei den
Moxifloxacin-behandelten Patienten aufwies, war die Behandlung mit Coamoxiclav statistisch signifikant weniger wirksam (74% Erfolg).
Die Sequentialtherapie mit AVALOX war ähnlich gut verträglich, wie die ausschließlich orale Behandlung mit dem Präparat. Am häufigsten traten leichte
gastrointestinale Störungen auf. Moxifloxacin und andere Chinolone können – ähnlich wie zahlreiche andere Medikamente aus anderen Wirkstoffgruppen - Dosis- bzw. Konzentrationsabhängig zu einer
QT-Verlängerung führen. Unter therapeutischen Bedingungen ist dieser Effekt minimal und stellt kein Risiko dar. Eine gleichzeitige Anwendung mit anderen Medikamenten, die ein Potential zur
QT-Intervall-Verlängerung aufweisen, sollte nicht erfolgen. Des weiteren ist es sinnvoll, Moxifloxacin nicht bei Patienten mit angeborenen Störungen der kardialen Reizleitung, bei Patienten mit
Elektrolytstörungen (Hypokalimie, Hypomagnesiämie), bei Bradykardie oder anderen schweren kardialen Erkrankungen anzuwenden. Ähnliche Einschränkungen gelten auch für andere Chinolone.
Die Einführung von Moxifloxacin zur Infusion (AVALOX 400 INFUSIONSLÖSUNG) stellt eine sinnvolle Bereicherung der Möglichkeiten zur Therapie schwerkranker
Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie dar, da es im Vergleich zu allen anderen Chinolonen die höchste Aktivität gegen Pneumokokken aufweist. Die Verträglichkeit entspricht der der oralen
Zubereitungsform, die in den vergangenen Jahren bereits bei mehr als 10 Millionen Patienten angewandt worden ist.
AVELOX US Full prescribing Information, 2005
Seit der Erstellung und Veröffentlichung dieses Artikels in der Zeitschrift für Chemotherapie (Heft 3, 2002) sind zahlreiche weitere Arbeiten über
Moxifloxacin i.v. publiziert worden. (siehe Moxifloxacin oral)
Ergänzung (2019)
Leitlinie der PEG
Auf die ausführliche PEG S2k Leitlinie (AWMF-Registernummer 082-006) der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.v. (PEG) Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – update 2018 (2. aktualisierte Version; 25. Juli 2019) sei an dieser Stelle hingewiesen.
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