Unveränderter Text aus Heft 4, 2008
Aktuelle Ergänzungen am Ende des Textes
EDie antiretrovirale Therapie ist immer eine Kombinationstherapie. Da das HI-Virus rasch resistent wird, müssen stets Substanzen aus verschiedenen Wirkstoffgruppen mit einander kombiniert werden.
Da einige Wirkstoffe nur in relativ geringer Menge pro Tablette oder Kapsel vorliegen und die Wirkdauer für eine einmal tägliche Gabe nicht ausreichend lang ist, müssen die Patienten häufig mehr als
ein Dutzend Tabletten täglich einnehmen. Dies ist lange beklagt worden, denn unter dem Aspekt der Patienten-Compliance bzw. Adhärenz, die bei der antiretroviralen Therapie ganz besonders bedeutsam
ist, wäre die einmal tägliche Einnahme nur einer Tablette wünschenswert. Dieses schon lange verfolgte Ziel ist nun erreicht worden.
In der Filmtablette ATRIPLA werden drei in der HIV-Therapie bewährte Hemmstoffe der reversen Transkriptase aus verschiedenen Substanzgruppen mit einander kombiniert: der nicht-nukleosidanaloge
Hemmstoff Efavirenz (SUSTIVA, 600 mg), das nukleosidanaloge Emtricitabin (EMTRIVA, 200 mg) und das
nukleotidanaloge Tenofovir (VIREAD, 300 mg). Das Kombinationspräparat wurde von den Firmen Bristol-Myers Squibb und Gilead gemeinsam
entwickelt.1
Von der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA wurde die Zulassung im Dezember 2007 zur Therapie der HIV-1-Infektion bei Erwachsenen erteilt. Damit stehen nun insgesamt 5 Kombinationspräparate mit
verschiedenen Wirkstoffen in antiviral ausreichender Dosierung zur Verfügung und gestatten eine Vereinfachung der Therapie. Zusätzlich wird mit KALETRA ein weiteres Kombinationspräparat angeboten, in
dem niedrig dosiertes Ritonavir zur Verbesserung der Pharmakokinetik von Lopinavir kombiniert wird.
ATRIPLA wurde in einer 48-wöchigen Studie an 244 HIV-positiven Erwachsenen getestet. Bei 84% der Teilnehmer wurde das Virus unter einen Wert von 400 Kopien / ml Blut reduziert, gleichzeitig stieg die
Zahl der CD4-Helferzellen. Die Wirkungen waren deutlicher ausgeprägt, als in der Vergleichsgruppe, die neben Efavirenz mit einen Kombination aus Zidovudin und Lamivudin (= COMBIVIR) behandelt worden
war.
Über die Wirksamkeit und Verträglichkeit der drei Bestandteile aus der ATRIPLA Tablette liegen inzwischen nicht nur die Resultate der 48-wöchigen Behandlung, sondern auch die Ergebnisse einer
langfristigen Therapie vor.2,3 Auch zu diesem Zeitpunkt bestätigte sich die überlegene Wirksamkeit des Prüfpräparates: bei 71% der Patienten konnte die Viruslast unter 400 Kopien / ml gesenkt werden,
in der Vergleichsgruppe war dies nur bei 58% der Teilnehmer der Fall. Auch unter den Aspekten der Resistenzentwicklung und der Abbruchrate war die ATRIPLA-Kombination überlegen. In dieser Gruppe
wurde die Therapie von 5% der Patienten abgebrochen, gegenüber 11% in der Vergleichsgruppe.
ZUSAMMENFASSUNG
Mit ATRIPLA steht erstmals ein Präparat zur antiretroviralen Therapie zur Verfügung, das nur einmal täglich in Form einer Filmtablette eingenommen werden muss. In dem Kombinationspräparat werden drei
in der HIV-Therapie bewährte Hemmstoffe der reversen Transkriptase mit einander kombiniert: Efavirenz (SUSTIVA, 600 mg), Emtricitabin (EMTRIVA, 200 mg) und Tenofovir (VIREAD, 300 mg). Eine Auswertung
der Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikamentes bei Patienten, die über fast drei Jahre behandelt worden waren, zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe unter beiden Aspekten überlegene
Eigenschaften.
1. ATRIPLA Full Prescribing Information
2. GALLANT JE, DEJESUS E et al. Tenofovir
DF, emtricitabine, and efavirenz vs. zidovudine, lamivudine, and efavirenz for HIV. N Engl J Med. 2006 Jan
19;354(3):251-60.
3. ARRIBAS JR, POZNIAK AL et al.
Tenofovir disoproxil fumarate, emtricitabine, and efavirenz compared with zidovudine/lamivudine and efavirenz in
treatment-naive patients: 144-week analysis. J Acquir Immune Defic Syndr. 2008;47:74-8.
Ergänzungen (2014)
Hinweise: 1. HIV 2014 / 2015 - ein umfangreiches Buch ist unter hivbuch.de kostenlos als PDF-Datei verfügbar (809 Seiten, 4,43 MB)
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