Unveränderter Text aus ZCT Heft 2, 1980
Ergänzungen am Ende des Textes
Mit der Einführung des Cephalexin (ORACEF, CEPOREXIN) vor gut 10 Jahren war ein therapeutischer Fortschritt verbunden, der
sich unschwer erkennen läßt. Eine enterale Resorptionsquote von über 90% und die nahezu vollständige renale Ausscheidung in aktiver Form haben Cephalexin bei günstigen mikrobiologischen und
toxikologischen Eigenschaften zu einem wichtigen Arzneimittel werden lassen. Verbesserungswürdig erschien die gegenüber den parenteralen Derivaten geringere mikrobiologische Aktivität. Auch eine
verlängerte Eliminationshalbwertzeit war erstrebenswert, um das wenig praktikable sechsstündliche Dosierungsintervall zu verlängern.
Beide Verbesserungen konnten erreicht werden - jedoch nicht mit einer Substanz!
Cefradin (SEFRIL, FORTICEF), das etwa zur gleichen Zeit vorgestellt wurde, unterscheidet sich nur marginal vom Cephalexin.
Cefaclor (PANORAL), seit gut einem Jahr auf dem Markt, besitzt bessere mikrobiologische Eigenschaften bei kürzerer Halbwertzeit. Cefadroxil (BIDOCEF), seit Januar 1980 in der Bundesrepublik
zugelassen, besitzt bei analogen mikrobiologischen Qualitäten wie Cephalexin eine deutlich verlängerte Halbwertzeit, die einen 12-stündlichen Einnahmerhythmus zuläßt. Sechs Stunden nach der Einnahme
von Cefadroxil werden 5- bzw. 10-mal höhere Serumkonzentrationen als nach Cephalexin bzw. Cefaclor erreicht. Als wichtigster pharmakokinetischer Parameter läßt sich aus dem Serumkonzentrationsverlauf
eine deutlich vergrößerte "Fläche unter der Kurve" ableiten.
Klinische Wirksamkeit
Über den Einsatz eines Antibiotikums entscheidet letztlich der klinische
Erfolg.
Die Wirksamkeit des Cefadroxil, auch bei zweimaliger Gabe pro 24 Stunden, konnte in mehreren Untersuchungen bewiesen werden. Bei unkompliziertem Harnwegsinfekt wurde auch mit einer "einmal täglich
1,0 g Dosierung" erfolgreich behandelt.
Ein abschließendes Urteil kann nur durch direkte klinische Vergleichsuntersuchungen der konkurrierenden Pharmaka gewonnen werden. Für Cephalexin/-Cefadroxil liegen einige solcher Studien vor, aus
denen folgende Resultate abgeleitet werden können:
Klinische Vergleichsuntersuchungen zwischen Cefadroxil und Cefaclor stehen noch aus.
ZUSAMMENFASSUNG
Unter den oralen Cephalosporinen besitzt Cefadroxil (BIDOCEF) die günstigsten pharmakokinetischen Eigenschaften. Ein Vorteil gegenüber analogen Präparaten ergibt sich aus dem "2mal täglich" Einnahmeschema, das eine verbesserte Patienten-Compliance erwarten lassen kann. Eine relative Preiswürdigkeit kann ebenfalls festgestellt werden, jedoch gehören nach wie vor alle Cephalosporin-Antibiotika zu den teuren Arzneimitteln, deren therapeutischer Einsatz wohl überlegt sein will.
Kritikwürdig erscheint nach der Registrierung von Cefradin (!) unter dem Handelsnamen FORTICEF im März 1980 das
gegenwärtige Nebeneinander von sechs pharmazeutischen Spezialitäten, die eines der vier oralen Cephalosporin-Antibiotika enthalten, die z.Zt. in der Bundesrepublik zugelassen sind.
Ergänzungen
Seit der Erstellung und Veröffentlichung dieses Artikels in der Zeitschrift für Chemotherapie (Heft 2, 1980) sind zahlreiche weitere Arbeiten über Cefadroxil veröffentlicht worden.
Als Beispiel sei auf die folgende Übersichtsarbeit hingewiesen:
Seit der Einführung von Cefadroxil sind zahlreiche weitere Cephalosporine zur oralen Therapie entwickelt worden. Die Bedeutung der älteren Oralcephalosporine hat dadurch erheblich abgenommen. Auf eine aktuelle Bewertung dieser Antibiotikagruppe durch die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie soll hiermit hingewiesen werden (Scholz et al., Chem. J. 1999; 8:227-229). Eine gekürzte Fassung der PEG-Publikation "Orale Cephalosporine" ist in der Zeitschrift für Chemotherapie Heft 3, 2000 erschienen.