Rifampicin (RIFA u. a.) ist im Rahmen der Tuberkulosetherapie und bei anderen Indikationen ein wichtiges und unverzichtbares Antibiotikum. Beim
therapeutischen Einsatz der Substanz muss jedoch das ausgeprägte Interaktionspotenzial berücksichtigt werden. Die bedeutsamsten Interaktionen kommen durch die Induktion von Cytochrom P 450-abhängigen
Monooxygenasen zustande. Dadurch kann der Abbau zahlreicher anderer Medikamente beschleunigt sein. Die Zahl der dokumentierten Arzneistoffe, deren Pharmakokinetik bei gleichzeitiger Gabe von
Rifampicin verändert wird, liegt über 100 – die angeführte Tabelle kann also nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Interaktionen wiedergeben. Zahlreiche Übersichtsarbeiten sind zu dieser
Thematik veröffentlicht worden. 1,2,3,4
Nicht selten sind diese Interaktionen so stark ausgeprägt, dass sie als klinisch relevant anzusehen sind. Zyklusstörungen, wie Zwischenblutungen und Amenorrhoe, wurden z. B. bei gleichzeitiger Gabe
von Rifampicin und oralen Kontrazeptiva beschrieben. Eine sichere Empfängnisverhütung mit oralen Kontrazeptiva ist nicht mehr gewährleistet; mit ungewollter Schwangerschaft muss gerechnet
werden. Auch ein Versagen der Glukokortikoidtherapie bei Lupus erythematodes wurde beschrieben. Bei nierentransplantierten Patienten ist eine Abstoßungsreaktion möglich.
Der Bedarf an oralen Antidiabetika kann unter Rifampicin gesteigert sein. Nach Beendigung der Therapie sollten zur Vermeidung einer Hypoglykämie Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden. Bei
gleichzeitiger Gabe von Cumarinderivaten ist deren Wirkung durch verstärkten Abbau abgeschwächt und macht eine Erhöhung der Dosis erforderlich. Grundsätzlich sollte bei Kombination der genannten
Pharmaka mit Rifampicin an deren beschleunigten Abbau und an die Notwendigkeit einer Dosiserhöhung gedacht werden.
1. BORCHERDING
SM, BACIEWICZ AM et al. Update on rifampin drug interactions. II. Arch
Intern Med. 1992 Apr;152(4):711-6.
2. VENKATESAN
K. Pharmacokinetic drug interactions with rifampicin.Clin
Pharmacokinet. 1992 Jan;22(1):47-65.
3. STRAYHORN
VA, BACIEWICZ AM et al.bUpdate on rifampin drug interactions, III. Arch
Intern Med. 1997 Nov 24;157(21):2453-8.
4. AMENT
PW, BERTOLINO JG et al. Clinically significant drug interactions. Am
Fam Physician. 2000 Mar 15;61(6):1745-54.
5. NIEMI
M, BACKMAN JT et al. Pharmacokinetic interactions with rifampicin : clinical relevance.Clin
Pharmacokinet. 2003;42(9):819-50.
Beitrag aus ZCT 2009: Rifampicin besonders problematisch.
Hier geht es zu den Ausgaben von 2009
Rifampicin (A)* |
Andere Arzneimittel (B) |
Interaktion bzw . Wirkung |
Klin. Bedeutg. |
|
Antikoagulantien (oral) |
↓ Spiegel von B (suboptimale Antikoagulation) |
++ |
|
ß-Blocker (Metoprolol; Propranolol u.a.) |
↓ Wirkung von B |
+ |
|
Ciclosporin A |
↓ Wirkung von B |
++ |
|
Chinidin |
↓ Wirkung von B |
+ |
|
Clarithromycin |
↓ Spiegel von B, ↑ Spiegel von A |
++ |
|
Cortocosteroide |
↓ Spiegel von B (Dosiserhöhung notwendig!) |
++ |
|
Cotrimoxazol |
Spiegel von A |
+ |
|
Delavirdin |
↓ Spiegel von B, ↑ Spiegel von A (Kombination vermeiden!) |
++ |
|
Disopyramid |
↓ Spiegel von B |
++ |
|
Fluconazol |
Spiegel von A |
+ |
|
INH |
vermehrte Bildung toxischer INH Metaboliten |
++ |
|
Itraconazol |
↓ Spiegel von B, ↑ Spiegel von A |
|
|
Ketoconazol |
↓ Spiegel von B, ↑ Spiegel von A |
|
|
Kontrazeptiva (orale) |
↓ Wirkung von B (Blutungen, Schwangerschaft!) |
+ |
|
Methadon |
↓ Spiegel von B (Entzugs- symptomatik) |
+ |
|
Nevirapin |
↓ Spiegel von B (Kombination vermeiden!) |
++ |
|
Phenytoin |
↓ Spiegel von B |
+ |
|
Proteaseinhibitoren Nelfinavir, Ritonavir) |
↓ Spiegel von B, ↑ Spiegel von A |
++ |
|
Sulfonylharnstoffe (Antidiabetika) |
↓ Spiegel von B (Wirkung abgeschwächt) |
+ |
|
Tacrolimus |
↓ Spiegel von B |
++ |
|
Theophyllin |
↓ Spiegel von B |
+ |
* Die Angaben für Rifampicin gelten in ähnlicher Weise auch für das verwandte Rifamycin-Antibiotikum Rifabutin (MYCOBUTIN).