Isoniazid kann nicht nur mit zahlreichen anderen Arzneimitteln, sondern auch mit bestimmten Nahrungsmitteln zu unerwünschten Interaktionen führen, wie die Erfahrung bei Patienten in Sri Lanka bereits vor Jahrzehnten zeigte. Wenige Minuten nach dem Genuss einer Fischmahlzeit traten bei den Patienten die Symptome einer Histaminfreisetzung auf: Tachykardien, Hautrötung, Kopfschmerzen, Erbrechen und andere Symptome prägten das Beschwerdebild. Ursache war die Behandlung mit Isoniazid (ISOZID u.a.), denn das Antituberkulotikum wirkt als Hemmstoff der Histaminase und bei bestimmten tropischen Fischarten mit hohem Histamingehalt kommt es durch die Interaktion zu den Histamin-verursachten Beschwerden. Ähnliche Symptome sind auch als Folge des Verzehrs von Käse beschrieben worden. Isoniazid besitzt chemische Verwandtschaft mit Monoaminoxidase-Inhibitoren, die als Antidepressiva eingesetzt werden und von denen diese Interaktionen gut bekannt sind. Es ist unklar, ob der gleiche Mechanismus für Isoniazid zutrifft, aber falls Isoniazid-behandelte Patienten über eine sogenannte "Flush-Symptomatik" klagen, sollte ihnen vom Verzehr von Käse abgeraten werden. [1]
Unter den Arzneimittelinteraktionen sind die Wechselwirkungen mit den Antiepileptika Phenytoin (ZENTROPIL) und Carbamazepin (TEGRETAL u.a.) am besten bekannt. Ihr Metabolismus wird durch Isoniazid gehemmt und ZNS-Reaktionen durch erhöhte Plasmaspiegel der Antiepileptika können die Folge sein. [1,2] Andererseits ist Isoniazid aber nicht nur als ein Hemmstoff hepatischer Enzyme bekannt, sondern es kann auch als Enzyminduktor wirken. Offenbar durch Induktion der Cytochrom-Isoform CYP2E1 kommt es bei gleichzeitiger Einnahme von Paracetamol (BENURON u.a.) zur vermehrten Bildung toxischer Metabolite, die nach Einnahme von Paracetamol bereits in normaler Dosierung zu hepatotoxischen Reaktionen führen können. [3] Die Gabe von Paracetamol zur analgetischen oder antipyretischen Behandlung sollte also während einer Tuberkulosetherapie vermieden werden. |
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Isoniazid (A)* |
Andere Arzneimittel (B) |
Interaktion bzw. Wirkung |
Klinische Bedeutung |
Alkohol |
↑Risiko für Hepatotoxizität |
++ |
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Aminosalizylsäure |
↑Spiegel von A (↓Acetylierung) |
+ |
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Antazida (Al3+-haltig) |
↓ Resorption und Wirkung von A |
+ |
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Antikoagulantien (orale) |
↑Wirkung von B |
+ |
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Benzodiazepine |
↓Metabolismus und ↑ Wirkung von B |
+ |
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Carbamazepin |
↑Spiegel von B (ZNS-Toxizität) |
++ |
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Enfluran |
↑Metabolismus von B (Risiko für |
+ |
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Itraconazol |
↓ Spiegel und Wirkung von B |
+ |
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Ketoconazol |
↓ Spiegel und Wirkung von B |
+ |
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Paracetamol |
↑ Risiko für Hepatotoxizität |
++ |
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Phenytoin |
↑Spiegel von B (ZNS-Toxizität) |
++ |
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Primidon |
↑Spiegel von B (ZNS Toxizität) |
+ |
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Protionamid |
↑Spiegel von B |
+ |
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Rifabutin |
↑Risiko für Hepatotoxizität |
+ |
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Rifampicin |
↑Risiko für Hepatotoxizität |
+ |
+ = wahrscheinlich klinisch relevant; ++ = sicher klinisch relevant
mod. nach Amsden, 2000; in: Mandell, Douglas, and Bennett’s Principles and Practice of Infectious Diseases, 5th ed., Churchill Livingstone