Letzte Bearbeitung: März 2020
Zu Beginn der 1990er Jahre waren 18 Cephalosporine zur parenteralen Verabreichung verfügbar. Auf einer Konsensuskonferenz der PEG wurden sie in fünf Gruppen eingeteilt (Chemother J 1994; 3:101-115). Im Jahr 2001 war die Hälfte bereits nicht mehr im Handel (Übersicht, siehe Heft 3, 2001 dieser Zeitschrift).
Auch heute werden die Cephalosporine in Deutschland nach den Empfehlungen der PEG in fünf Gruppen eingeteilt. Diese Einteilung entspricht weitgehend bis auf die Gruppe 5 der damaligen Einteilung. Die bisherige Gruppe 5 beinhaltete nur Cefoxitin. Da der Vertrieb von Cefoxitin in Deutschland eingestellt wurde, wurde die dadurch frei gewordene Position von Ceftarolin und Ceftobiprol, zwei neuen Cephalosporinen mit MRSA-Aktivität (siehe Gruppe 5), übernommen.
Tabelle: Einteilung der Cephalosporine
(modifiziert nach: Kalkulierte parenterale Initialtherapie
bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen,
Gruppe / Freiname
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Handels- name |
Beschreibung, siehe Heft |
Gruppe 1
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Cefazolin
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Generika (Elzogram) |
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Gruppe 2
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Cefuroxim
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Generika (Zinacef) |
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Gruppe 3a
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Generika (Claforan) |
1 / 1980 |
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Generika (Rocephin) |
5 / 1983 |
Gruppe 3b
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Generika (Fortum) |
2 / 1984 |
Zavicefta |
4 / 2016 |
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Zerbaxa |
1 / 2016 |
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Gruppe 4
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Maxipime |
4 / 1995 |
Gruppe 5
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Zinforo |
6 / 2012 |
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Zevtera |
3 / 2015 |
Kurzbeschreibungen
Gruppe 1
Cefazolin wirkt vorwiegend gegen grampositive Erreger, Staphylokokken und Streptokokken. Bei Methicillin-resistenten Staphylokokken ist Cefazolin unwirksam. Cefazolin ist vor allem zur Therapie von Infektionen durch Methicillin-empfindliche Staphylokokken sowie für die perioperative Prophylaxe geeignet.
Gruppe 2
Cefuroxim besitzt gegenüber Cefazolin ein erweitertes Spektrum im gramnegativen Bereich, das auch Haemophilus influenzae einschließt. Zudem zeigt es eine gute Aktivität gegen Methicillin-sensible Staphylokokken. Bei AmpC-produzierenden Enterobacteriaceae, sowie bei Morganella morganii und Proteus vulgaris muss mit hohen Resistenzraten gerechnet werden. Die Sequenztherapie mit der oralen Darreichungsform (Cefuroximaxetil) wird bei schweren Infektionen aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit und der im Vergleich zur parenteralen Gabe reduzierten Dosis nicht empfohlen.
Gruppe 3
Cephalosporine der Gruppe 3 haben ein breites Wirkungsspektrum mit einer ausgeprägten antibakteriellen Aktivität gegenüber gramnegativen Bakterien. Eingeschränkt wird ihr Wirkungsspektrum durch die Ausbreitung von Enterobacteriaceae mit „Extended-Spektrum“-ß-Laktamasen (ESBL). In Kombination mit einem ß-Laktamase-Inhibitor werden jedoch auch ESBL-Bildner erfasst.
Die In-vitro-Aktivität von Cefotaxim und Ceftriaxon gegenüber Staphylokokken ist im Vergleich zu den Cephalosporinen der Gruppen 1 und 2 schwächer, die von Ceftazidim und Ceftolozan unzureichend.
Cefotaxim und Ceftriaxon (Gruppe 3a) zeigen keine, Ceftazidim (Gruppe 3b) und Ceftolozan (Gruppe 3c) hingegen eine sehr gute Pseudomonas-Wirksamkeit.
Ceftolozan/Tazobactam hat eine gute antibakterielle Aktivität gegen Pseudomonas aeruginosa, ebenso gegenüber Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, inklusive der meisten ESBL-produzierenden Stämme. Die Kombination ist unwirksam gegenüber Staphylokokken und Anaerobiern (außer Bacteroides fragilis) und es besitzt keine Aktivität gegen Carbapenem-resistente Bakterien, die Serin-Carbapenemasen (z. B. KPC, OXA) oder Metallo-Beta-Lactamasen (z. B. VIM, NDM) produzieren.
Avibactam hemmt ß-Laktamasen der Ambler-Klassen A und C sowie einige Enzyme der Klasse D, jedoch nicht Enzyme der Klasse B (d.h. Metallo-ß-Laktamasen). In der fixen Kombination mit Ceftazidim verbessert Avibactam die Wirksamkeit gegenüber Stämmen von Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, die ESBL-Enzyme, AmpC-ß-Laktamasen und bestimmte Carbapenemasen wie KPC oder OXA-48 produzieren.
Gruppe 4
Cefepim hat eine den Cephalosporinen der Gruppe 3a vergleichbare Staphylokokken-Aktivität und eine dem Ceftazidim vergleichbare Pseudomonas-Wirksamkeit. Cefepim ist zudem in vitro wirksam gegenüber Erregern, die AmpC-Beta-Lactamasen überexprimieren (vor allem Enterobacter spp., Citrobacter freundii), was es von den Cephalosporinen der Gruppe 3 unterscheidet. ESBL-bildende Erreger sind resistent.
Gruppe 5
Das Wirkspektrum von Ceftarolin entspricht dem der Cephalosporine der Gruppe 3a. Ceftarolin weist eine Aktivität gegenüber Methicillin-resistenten Staphylokokken auf. Ceftobiprol zeigt eine den Cephalosporinen der Gruppe 4 vergleichbare Aktivität gegen gramnegative Erreger und ist zusätzlich gegen Methicillin-resistente Staphylokokken aktiv. Zudem ist Ceftobiprol in vitro gegen einen Teil der Stämme von Enterococcus faecalis aktiv.
S2k-Leitlinie der PEG: Kalkulierte Initialtherapie mit Antibiotika
Detaillierte Empfehlungen zur parenteralen kalkulierten Initialtherapie mit Antibiotika gibt die aktuelle S2k-Leitlinie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie.
Werden mehrere Therapieoptionen genannt, sind sie in ihrem mikrobiologischen Wirkungsspektrum nicht immer gleichwertig. Therapiealternativen bieten die Möglichkeit, die Erregerepidemiologie zu berücksichtigen, Antibiotika-Unverträglichkeiten zu umgehen oder situationsadaptiert eine Therapie zu eskalieren oder zu deeskalieren. Der behandelnde Arzt kann damit seine Therapieentscheidung dem Risikoprofil des einzelnen Patienten besser anpassen.
Die Empfehlungen der PEG fokussieren auf die Initialtherapie bakterieller Infektionen. Im Rahmen der Etablierung von Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Therapie – im englischen Sprachraum als Antibiotic Stewardship (ABS) bezeichnet – spielt die leitliniengerechte Wahl der Initialtherapie eine entscheidende Rolle. Sie ist eine der ABS-Kernstrategien und Bestandteil der Qualitätssicherung von ABS-Maßnahmen. Eine falsche Initialtherapie hat negative klinische und ökonomische Auswirkungen.
(PDF-Datei)